Die Nachkriegszeit

Es war Franz Kropp, der nach dem Krieg die letzten verbliebenen Musiker zusammentrommelte und die Kapelle wieder ins Leben rief. Er hatte ursprünglich (vor dem 2. Weltkrieg) auch einen Spielmannszug in Großweier gegründet. Den ersten öffentlichen Auftritt nach dem 2. Weltkrieg hatte der Großweirer Musikverein 1946 an Fronleichnam, organisiert von Franz Kropp. Insgesamt 8 Musiker nahmen an dem Auftritt teil.

Ende 1946, Anfang 1947 waren folgende Musiker aktiv, wie sich Hubert Stüber erinnert: Dirigent Karl Sauer (Trompete), Trompeten: Karl Oser, Josef Früh, Richard Früh, Artur Hodapp, Klarinetten: Karl Müller, Rudi Maurer, Bass: Franz Kropp, Es-Horn: Hubert Stüber, Tenorhorn: Hermann Maurer, Leo Hiegert, Martin Decker, Karl Stüber und Trommel: Artur Hildebrand. Insgesamt also 14 Musiker, die sich regelmäßig in der Linde zur Musikprobe trafen. Die Probe fand zunächst im Erdgeschoss der „Linde“ statt, später im vorderen Saal des Obergeschosses.

Vor der Probe musste der damalige Knecht der „Linde“ (Linde-Sepp) im Winter immer zuerst den Kohleofen anfeuern. Im Gasthaus wurden damals zwei Wirtschaftstische zusammengestellt, an denen alle Platz fanden. Notenständer hatte man damals noch keine – die Notenblätter wurden gegen ein Glas oder sonstige Gegenstände gestellt, erinnert sich Hubert Stüber. Mancher Musiker besaß einen der früher üblichen Tischnotenständer.

Nachfolgend ein Auszug aus einer schriftlichen Aufzeichnung von Hubert Stüber: „… Als Karl Sauer nach dem 2. Weltkrieg aus amerikanischer Gefangenschaft in Heilbronn entlassen worden war, übernahm er bald wieder bei mehreren Kapellen den Dirigentenstab. Es waren dies Sasbachried, Sasbach, Haslach bei Oberkirch und Großweier. Ferner war er auch aktiv in der Stadtkapelle Achern.

Die Kriegszeiten hatten auch Spuren im Großweierer Musikverein hinterlassen. Viele aktive Musiker kamen nicht mehr heim, waren lange in Gefangenschaft oder spielten hinterher nicht mehr mit. Es mangelte auch an Instrumenten. Eine Trommel besaß der Verein ebenfalls nicht mehr – sie wurde von den Franzosen mitgenommen. Den älteren Musikern war bekannt, dass die ehemalige Papierfabrik Friesen in Achern eine Werkskapelle gehabt hatte. Von Herrn Friesen bekamen wir einige Instrumente, sowie eine Trommel. Damals in der Kriegs- und Nachkriegszeit war die Reichsmark nicht mehr viel wert – es war die Zeit der Schieber und Hamsterer. Bezahlt wurde mit Lebensmittel. Schnaps und Tabak standen ebenfalls hoch im Kurs…“. Ach Instrumente des Musikvereins wurden damals mit Lebensmittel abgefuggert.

Die damaligen Jungmusiker, u.a. Artur Hodapp, Hubert Stüber, und Richard Früh musizierten neben der Ausbildung bei Karl Sauer auch sonst miteinander. Gerne traf man sich privat bei einem Musiker und spielte das „13er-Heftel“. Dieses beinhaltete hauptsächlich Tanzmusikstücke – Walzer, Polkas und Rheinländer.

Je später der Abend, desto mehr Erinnerungen wurden wachgerufen. Was vielleicht auch an der Rotweinlaune lag, die das Gedächtnis nochmals etwas auffrischte.

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